Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Simylus. Wie gieng dir’s denn in den letzten dreißig Jahren? Denn du warst ungefähr gegen siebenzig als ich starb.

Polystratus. O ganz vortrefflich, wie seltsam dir das auch vorkommen mag.

Simylus. Seltsam allerdings, wenn ein so alter, gebrechlicher, und zudem kinderloser Greis, wie du warst, großes Vergnügen an den Genüssen des Lebens finden konnte.

2. Polystratus. Es stand mir alles zu Gebote, die schönsten Knaben in Menge, die niedlichsten Mädchen, und Salben und Weine vom feinsten Blumenduft und sybaritische Tafeln.

Simylus. Räthselhaft! ich kannte dich doch immer als sehr haushälterisch.

Polystratus. Alle diese Herrlichkeiten, mein Bester, strömten mir unentgeldlich von Andern zu. Vom frühen Morgen an liefen sie mir fast das Haus weg, mich zu besuchen, und mir Geschenke aller Art, das schönste und kostbarste aus allen Weltgegenden, darzubringen.

Simylus. Wie, Polystratus, du wärest also nach meinen Zeiten ein Fürst geworden?

Polystratus. Nichts weniger. Aber ich hatte manches tausend Liebhaber.

Simylus. Ha ha ha! Liebhaber, du, ein alter Schatz mit vier Zähnen?

Polystratus. So wahr Jupiter lebt, ich hatte die Vornehmsten in der ganzen Stadt zu Liebhabern, die sich das größte Vergnügen daraus machten, dem alten, triefäugigen, verschleimten Kahlkopf, den du vor dir siehst, alle möglichen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0223.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)