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2. Terpsion. Eben das ist’s, worüber ich mich beschwere. Das Sterben sollte nach der Ordnung gehen, zuerst der Aelteste, sodann der Nächste an Jahren nach ihm und so fort: und nicht umgekehrt, daß ein eisgrauer Alter, der kaum noch drei Zähne im Munde und blöde Triefaugen hat, und wenigstens vier Sclaven braucht, wenn er aufstehen und gehen will, daß so ein lebendiges Gerippe ohne Sinn und Empfindung zum Gespötte der Kinder noch immer fortlebe, während die schönsten und stärksten jungen Männer sterben müssen. Das ist die verkehrte Welt. Wenigstens sollte man die Zeit wissen können, wann solche Alte mit Tod abgehen werden, damit man nicht in den Fall komme, dem Einen oder dem Andern vergeblich den Hof gemacht zu haben. Dermalen aber geht es nach dem Sprüchwort: der Wagen zieht den Ochsen.

3. Pluto. Das ist vernünftiger so geordnet, als du dir einbildest. Wer heißt euch die Mäuler nach fremdem Eigenthum aufsperren, und kinderlosen Greisen zur Adoption euch aufdringen? Ist es also nicht natürlich, daß Jedermann lacht, wenn die Alten euch begraben? ein Schauspiel, das jedesmal männiglich Vergnügen macht. Denn so sehnlich ihr wünschtet, daß die guten Alten einmal sterben möchten, so herzlich gönnen euch alle Leute den Tod vor jenen. Ihr habt ja eine ganz neue Kunst erfunden, euch in alte Weiber und Greise zu verlieben; versteht sich, wenn sie kinderlos sind: denn die, welche Kinder besitzen, haben für euch keine Reize. Doch haben schon manche derselben die schurkische Absicht eures Verliebtseyns gemerkt, und stellen sich, auch wenn sie Kinder haben, als ob sie dieselben nicht leiden könnten,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)