Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
VII. Io.[1]
Notus. Zephyr.

1. Notus. Die Kuh dort, Zephyr, die Merkur über’s Meer nach Aegypten führt, wäre einst Jupiter’s Geliebte gewesen?

Zephyr. Dieselbe, Notus: aber freilich war sie damals keine Kuh, sondern des Flusses Inachus schöne Tochter. In ihre jetzige Gestalt ward sie verwandelt von der Eifersucht der Juno, die es nicht sehen konnte, wie Jupiter das Mädchen so heftig liebte.

Notus. Liebt er nun auch die Kuh noch?

Zephyr. Gar sehr: deßwegen schickt er sie nach Aegypten und hat uns befohlen, keine Wellen auf dem Meere zu erregen, bis sie hinübergeschwommen seyn würde. Sie ist schwanger: wenn sie aber geboren haben wird, soll sie und das Kind unter die Götter aufgenommen werden.

Notus. Die Kuh unter die Götter?

2. Zephyr. Allerdings, und zwar soll sie, wie mir Merkur sagte, die Schutzgöttin der Schiffenden und unsere Herrin werden, die Jedem von uns nach Gefallen zu wehen befehlen oder verbieten kann.

Notus. Da muß man ihr wohl jetzt schon den Hof machen, Zephyr, als ob sie bereits unsere Gebieterin wäre.

Zephyr. Du hast beim Jupiter Recht: sie wird dann nur um so gnädiger seyn. Aber siehe, sie ist bereits hinüber und an das Land gestiegen. Siehst du, wie sie schon nicht


Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)