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wie immer Meister von den Zügeln bleiben und dem wilden Muth der Rosse nicht nachgeben müsse. Auch stellte ich ihm die Größe der Gefahr vor, die es hätte, wenn er nicht stets geradeaus führe. Allein kaum sah er sich von dem vielen Feuer umgeben, und die unermeßliche Tiefe unter sich, so verlor er, wie es bei einem so jungen Menschen wohl nicht anders seyn konnte, alle Fassung; die Pferde, sobald sie merkten, daß nicht ich es wäre, den sie hinter sich hätten, kehrten sich an den Knaben nicht, sondern rannten aus der Bahn und richteten so das ganze Unheil an. Der Junge ließ nun die Zügel fahren, vermuthlich aus Furcht, herabzufallen, und hielt sich am Wagen fest. Allein er hat ja bereits seine Strafe, Jupiter, und ich büße es hart genug mit der Trauer um ihn.

3. Jupiter. Hart genug, sagst du, für einen solchen Frevel? Dennoch will ich dir für dießmal vergeben haben. Wenn du aber in Zukunft etwas Aehnliches dir zu Schulden kommen lassen, oder wieder einen solchen Stellvertreter schicken wirst, so sollst du auf der Stelle erfahren, um wie viel mein Blitzstrahl heißer als dein Feuer brennt. Den Phaëthon sollen nun seine Schwestern am Eridanus begraben, wo er aus dem Wagen fiel, Bernstein auf ihn weinen, und aus Jammer zu Pappeln werden. Du aber hast deinen Wagen wieder auszubessern, denn die Deichsel ist in Stücken, auch eines der Räder zerbrochen: dann spanne deine Pferde wieder vor, und fahre zu. Aber vergiß nicht, was ich dir gesagt habe!

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)