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Merkur. Und wen giebst du denn für deine Mutter aus? Ich habe doch wohl nicht, ohne es zu wissen, einmal mit einer Ziege zu thun gehabt.

Pan. Das nicht, aber besinne dich doch: hast du nicht einmal in Arcadien einem Mädchen von guter Herkunft Gewalt angethan? Was nagst du so am Finger, als ob du dich nicht zu erinnern wüßtest? Ich meine die Tochter des Icarius, die Penelope.

Merkur. Was kam sie denn aber an, einen Sohn zu gebären, der anstatt mir, einem Ziegenbocke gleich sieht?

2. Pan. Ich will dir sagen, was ich von ihr selbst weiß. Als sie mich nach Arcadien schickte, sprach sie zu mir: Mein Sohn, ich, deine Mutter, bin die Spartanerin Penelope; wisse aber, daß du einen Gott zum Vater hast, den Merkur, Jupiter’s und der Maja Sohn. Daß du gehörnt und bocksfüßig bist, darüber betrübe dich nicht. Dein Vater besuchte mich in Bocksgestalt, um nicht entdeckt zu werden: daher deine Ähnlichkeit mit derselben.

Merkur. In der That, ich erinnere mich wieder, so etwas einmal gethan zu haben. Aber nun soll ich, der ich mir immer auf meine Wohlgestalt etwas zu Gute gethan, und noch immer ein glattes Kinn habe, nun soll ich mich deinen Vater heißen und von aller Welt meiner schönen Zucht wegen auslachen lassen?

3. Pan. Dennoch mache ich dir keine Schande, Vater. Ich bin ein Tonkünstler, und blase auf der Hirtenflöte gar lieblich. Bacchus, der ohne mich nichts vornehmen kann, hat mich zu seinem steten Gefährten und Anführer seines schwärmenden Gefolges gemacht. Und wenn du meine Heerden sehen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)