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beiden Andern seine Tochter ist. Wie sollte nicht schon deswegen die Wahl höchst schwierig seyn?

Merkur. Dem sey wie ihm wolle: es geht nun einmal nicht an, daß du dich einem Befehle Jupiter’s entziehest.

8. Paris. So bitte ich dich nur um das Einzige, Merkur: rede ihnen zu, daß die Beiden, die verlieren werden, mir deswegen nicht zürnen, sondern die Schuld der Blödigkeit meines Blickes zuschreiben möchten.

Merkur. Das versprechen sie dir. So beginne nun deine Prüfung.

Paris. Was kann ich machen? Ich will’s versuchen. Vorerst aber möchte ich wissen, ob es genügt, sie zu betrachten, wie sie da sind, oder ob es Behufs genauerer Untersuchung nöthig seyn wird, daß sie sich entkleiden?

Merkur. Das kommt blos auf dich, den Richter, an: du hast zu erklären, wie du es haben willst.

Paris. Wie ich es haben will? Nun ich will haben, sie sollen nackt erscheinen.

Merkur. So entkleidet euch denn! Und du magst zusehen, ich aber entferne mich.

9. Venus. Schön von dir, Paris! Ich will mich nun gleich zuerst entkleiden, daß du sehen sollst, wie nicht blos ein Paar weiße Arme oder große Augen[1] mein ganzer Stolz sind, sondern daß ich überall gleich schön bin.

Minerva. Sie soll sich nicht eher entkleiden, Paris, bevor sie ihren Gürtel abgelegt hat, womit dich die Zauberin


  1. Anspielung auf die Beiwörter der Juno bei Homer: weißarmig und farrenäugig.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)