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die Thracier in seine Gewalt gebracht hat, sondern mit diesem Weiberheere bis Indien vordrang, wo er die Elephanten bändigte, das ganze Land einnahm, und den König, der einen kleinen Versuch des Widerstandes wagte, gefangen davon führte, und das Alles tanzend und springend, trunken, wie du sagst, und schwärmend, und den epheuumkränzten Thyrsusstab in der Hand. Und wo sich einer unterstand, ihn zu lästern und seine Weihen zu schmähen, den ließ er zur Strafe mit Weinranken fesseln, oder, wie den Pentheus, von seiner eigenen Mutter für ein Hirschkalb angesehen und zerrissen werden. Sind das nicht mannhafte Thaten, mit welchen er seinem Vater keine Schande macht? Mag auch Scherz und üppiger Muthwillen mit unterlaufen: verdenke ihm das nicht, und schließe aus diesen Thaten des Trunkenen, was er nüchtern seyn müßte.

2. Juno. Ich glaube gar, du willst noch seine Erfindung der Rebe und des Weins ihm zum Verdienste machen, ungeachtet du siehst, welche Thorheiten die Betrunkenen in ihrem Taumel begehen, und wie dieser Trank sie zu Freveln aller Art, ja zur Raserei hinreißt. Haben nicht den Icarius, den Ersten, der von ihm eine Weinrebe geschenkt erhalten hatte, seine eigenen Trinkgenossen mit Karsten todt geschlagen?

Jupiter. Das will gar nichts sagen: daran ist weder Bacchus noch der Wein Schuld, sondern das, daß die Leute ihn unvermischt und in ungebührlicher Menge in sich hinein gießen. Wer ihn mit Maß trinkt, wird nur desto liebenswürdiger und aufgeweckter, und es wird ihm nicht einfallen, sich an einem seiner Mittrinker so wie jene an Icarius zu

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)