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Jupiter. Nein, du sollst Mundschenk seyn, den Nektar besorgen, und bei Tafel aufwarten.

Ganymed. Nun das ist nicht schwer. Ich weiß schon recht gut, wie man die Milch einschenken, und den Epheubecher darreichen muß.

Jupiter. Kommst du mir schon wieder mit deiner Milch, und meinst, du hättest Menschen aufzuwarten? Hier sind wir ja im Himmel, und trinken, wie gesagt, nichts als Nektar.

Ganymed. Schmeckt denn der besser als Milch?

Jupiter. Du wirst es bald erfahren: koste ihn, und du wirst keine Milch mehr verlangen.

Ganymed. Und wo werde ich denn des Nachts schlafen? Nicht wahr, bei meinem Gespielen Amor?

Jupiter. O nein! deßwegen habe ich dich ja heraufgeholt, daß du bei mir schlafen sollst.

Ganymed. Kannst du denn nicht allein schlafen, oder ist es dir angenehmer bei mir zu liegen?

Jupiter. Allerdings, bei einem so hübschen Jungen, wie du, Ganymed.

5. Ganymed. Was kann denn die Schönheit zum Schlafen helfen?

Jupiter. Sie hat etwas angenehm Bezauberndes, das macht, daß man sanfter schläft.

Ganymed. Und doch war mein Vater immer so böse, wenn ich bei ihm lag, und wußte des Morgens viel zu sagen, wie ich mich immer hin und hergewälzt, ihn gestoßen und im Schlafe geschrieen hätte, so daß er kein Auge hätte zuthun können, deßwegen schickte er mich meistens zur Mutter schlafen. Hast du mich also, wie du sagst, nur deßwegen entführt, so bringe

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)