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Genuß gewährt. Was wollten denn wir Götter anfangen, wenn wir für Niemand zu sorgen hätten? Wir lägen müßig, und wüßten nichts zu thun, als Nektar zu trinken, und uns mit Ambrosia anzufüllen.

17. Was mich aber am meisten ärgert, ist dieß, daß ihr es mir zum Verbrechen macht, die Menschen, und besonders die Weiber, gebildet zu haben, während ihr doch in die letztern verliebt genug seyd, um unaufhörlich zu ihnen herabzusteigen, in Stiere, Satyrn, Schwäne euch zu verwandeln, und – Götter von ihnen erhalten zu wollen. Jedoch – du sagst vielleicht, die Menschen hätten immerhin geschaffen werden mögen, nur nach einem ganz andern Modell, als nach dem unsrigen. Allein, konnte ich ein besseres Muster vor Augen haben, als dasjenige, welches ich für das schönste erkannte? Oder hätte ich vernunftlose und viehisch wilde Bestien daraus machen sollen? Wären sie nicht so, wie sie sind, geworden, wie würden sie euch Göttern opfern, und alle die vielen Ehren, die ihr von ihnen genießt, euch erweisen können? Und dennoch, wenn sie euch Hecatomben darbringen, ist euch der Weg auch zum äußersten Ocean nicht zu weit,

– – zum Mahl der unsträflichen Aethiopen[1].

Und mich, dem ihr diese Ehrenbezeugungen und Opfer alle verdankt, mich habt ihr gekreuzigt! – Doch genug hievon!

18. Ich gehe nun, wenn es dir gefällt, auf den mir so schwer angerechneten Feuerdiebstahl über. Und nun sage mir, um der Götter willen, doch gleich: fehlt uns etwas an diesem Feuer, seitdem auch die Menschen etwas davon bekommen


  1. Homers Iliade I, 423.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)