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Wesen zu schaffen – die Götter und himmlischen Wesen allein vorhanden: die Erde war ein wildes, häßliches Ding, voll rauher, finsterer Waldungen. Wie konnte es da Altäre der Götter, Bilder derselben aus Marmor und Elfenbein, Tempel und alle jene Herrlichkeiten geben, die man jetzt allenthalben antrifft, und so sorgfältig in Ehren hält? Ich also, der ich stets für das allgemeine Beste besorgt bin, und darauf sinne, wie der Vortheil der Götter gefördert werden, und das Allgemeine an Wohlordnung und Schönheit gewinnen möchte, dachte bei mir selbst, wie es wohl das Beste seyn würde, ein wenig Lehm zu nehmen und eine Gattung von Thieren zu verfertigen, deren Gestalt der unsrigen gliche. Denn ich glaubte immer, es mangle der göttlichen Natur etwas, so lange es nicht einen Gegensatz gebe, gegen welchen gehalten jene um so verherrlichter erschiene. Sterblich sollte zwar das neue Geschlecht, übrigens aber mit Kunstfertigkeit, Verstand und Gefühl des Guten und Schönen im reichsten Maße ausgestattet seyn.

13. Ich benetzte und erweichte also (wie der Dichter[1] sagt) mit Wasser ein Stück Thon, und formte die Menschen, wobei mir Minerva auf meine Bitte behülflich war. Dieß ist es nun, womit ich mich an den Göttern so groß versündigt haben soll. Das ganze gewaltige Unheil ist, daß ich aus Lehm lebende Wesen gemacht, und was bisher bewegungslos war, in Bewegung gesetzt habe. Man sollte wirklich meinen, die Götter wären nun weniger Götter als zuvor, seitdem auf der Erde etliche sterbliche Thiere mehr existiren. Denn Jupiter


  1. Hesiodus Werke und Tage v. 61.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)