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48. Philiades. O des unverschämten Volks! Jetzt kennt ihr den Timon wieder! Jetzt ist Gnathonides wieder der gute Freund und Zechbruder! Er hat sein Recht bekommen, der undankbare Schuft. Ich aber, Timon’s alter Camerad und Jugendgenosse, zögere gleichwohl, und möchte mich ihm um Alles nicht so unbescheiden aufdringen. – Sey gegrüßt, mein Herr und Gebieter: hüte dich vor diesem verfluchten Rabengesindel von Speichelleckern, denen es um nichts, als um deinen Tisch zu thun ist. Man darf heut zu Tage keinem Menschen trauen! es ist Einer wie der Andere ein undankbarer Schurke. Ich war eben im Begriff, dir ein Talent zu bringen, damit du die dringendsten Bedürfnisse befriedigen könntest, als ich auf dem Wege hieher hörte, du wärest wieder zu unermeßlichem Reichthum gelangt. So wollte ich dir also wenigstens mit meinem guten Rathe dienen, wiewohl ein gescheidter Mann wie du, der auch einem Nestor zu sagen wüßte, was er zu thun und zu lassen hat, meines Rathes kaum bedarf.

Timon. Laß das gut seyn, Philiades. Tritt aber doch ein Bischen näher, damit ich dir mit meiner Hacke auch eine kleine Gefälligkeit erweisen kann [Er schlägt ihn].

Philiades. Zu Hülfe, Leute, zu Hülfe! Er hat mir den Schädel eingeschlagen, der Undankbare, weil ich ihm zu seinem Vortheil gerathen hatte.

49. Timon. Siehe, da kommt ein Dritter, der Volksredner Demeas, der sich für meinen Verwandten ausgiebt. Er trägt den Entwurf eines Volksbeschlusses in den Händen. Sechzehn Talente an Einem Tage hat er einmal von mir bekommen, und an die Stadt gezahlt. Er war nämlich zu dieser

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0089.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)