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nicht leicht ausfindig machen könnte, so unscheinbar und klein ist sie geworden. Denn da der Guten so Wenige sind, und die Menge der Schlimmen aller Orten den Meister spielt, wie leicht falle ich da bei meinem Herumirren in die Netze der Letztern?

Merkur. Wenn du sie aber verlässest, da fliehest du so leicht davon, ohne doch den Weg zu sehen: wie kommt das?

Plutus. Alsdann werde ich scharfsichtig und leichtfüßig, aber nur für den Augenblick meiner Flucht.

26. Merkur. Sage mir nun auch, wie es möglich ist, daß bei deiner Blindheit, bei deinem – ich kann es nicht bergen – blassen Aussehen, deinem schwerfälligen Gange so viele Leute in dich verliebt, und aller Augen auf dich gerichtet sind? Wenn sie dich bekommen, dünken sie sich überglücklich; wenn du ihnen entgehest, ist ihnen das Leben unerträglich. Ja ich kannte nicht Wenige deiner unglücklichen Liebhaber, die sich, wie jener Dichter sagt[1], von hohen Felsen in des Meeres unergründliche Tiefe stürzten, blos weil sie glaubten, du hättest verächtlich über sie weggesehen, da du sie doch gar nicht gesehen hattest. Ich zweifle nicht, du wirst, wenn du dich anders selbst kennst, mit mir der Meinung seyn, daß es Raserei ist, nach einem solchen Geliebten zu schmachten.

27. Plutus. Du glaubst also, daß sie mich sehen, wie ich wirklich bin, so blind und lahm und mit allen meinen übrigen Gebrechen?


  1. Theognis v. 173.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)