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sich deinem Genusse ohne Scheu zu überlassen (obwohl sie’s könnten, und deiner vollkommen Herr wären), sondern lieber mit steif und fest auf Schloß und Riegel gehefteten Blicken dich bewachten, indem sie sich mit dem Genusse begnügten, nicht blos zu wissen, daß sie genießen könnten, wenn sie wollten, sondern hauptsächlich, daß sie deinen Genuß Jedem verwehren könnten, ganz wie der Hund in der Fabel, der in der Krippe auf dem Haber lag, um den hungrigen Pferden das Futter vorzuenthalten, das er doch selbst nicht fraß. Auch lachtest du über die wachsamen Knauser, die, während sie, merkwürdig genug, neidisch gegen sich selbst wären, es doch nicht gewahr würden, wie ein Schurke von Sclave, ein Hausmeister, oder ein Kinderwärter sich heimlich in die Vorrathskammer schleicht, und sich’s dort auf Kosten des armen Teufels von Hausherrn wohl seyn läßt, der inzwischen bei einer düstern enghalsigen Lampe mit magerem Dochte aufbleibt, und seine Zinsen berechnet. Dieses Alles legtest du sonst den Reichen zur Last: ist es nun nicht ungerecht, dem Timon das Gegentheil zum Vorwurf zu machen?

15. Plutus. Und doch wirst du bei genauer Prüfung finden, daß ich zu beidem meine guten Gründe habe. Mit Recht nehme ich an, daß Timon mich deßwegen so leichtsinnig vergeudete, weil er gleichgültig gegen mich und ohne alle Zuneigung war. Diejenigen aber, die mich in ein finsteres Gemach verschließen und bewachen, damit ich dicker, fetter, und schwerer werden möchte, und mich weder anrühren, noch jemals an das Tageslicht kommen lassen, damit ich von keinem Menschen gesehen werde, halte ich für Thoren und klage sie der Mißhandlung an, weil sie mich unschuldiger Weise

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)