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Ueberflüssigen. Weit entfernt also, nach fremdem Gute zu trachten, machte er sich wenig Sorgen, wenn er auch an seinem eigenen zu Schaden kam. So besaß er unfern der Stadt ein Landgütchen, das er in vielen Jahren nicht nur nicht zu besuchen verlangte, sondern nicht einmal für sein wirkliches Eigenthum erklärte; indem er dabei ohne Zweifel an die Wahrheit dachte, daß wir von Natur über keines dieser Dinge Herren sind, sondern blos durch das Gesetz und durch Erbfolge oder Uebergabe den Gebrauch derselben auf unbestimmte Zeit erhalten haben, und eine Weile für die Besitzer gelten, bis der Termin eintritt, wo ein Anderer dieselben übernimmt und den Namen des Besitzers führt. Auch in anderer Beziehung ist er für diejenigen, welche ihn nachahmen wollen, ein schönes Vorbild, ich meine seine mäßige und einfache Lebensart, die zweckmäßige Weise, wie er seine Körperkräfte übt, die Würde in seinen Mienen, das Einfache seines Anzugs, und, was mehr als dieses alles ist, die ruhige Harmonie seines ganzen innern Wesens, und die Sanftmuth seines Charakters.

27. Seinen Zuhörern rieth er, das Besserwerden nicht auf gewisse Termine zu verschieben, wie so Viele thun, die sich vornehmen, mit diesem Festtage das Lügen aufzugeben, mit jenem in Erfüllung ihrer Pflichten den Anfang zu machen, und dergleichen. Denn das Streben nach dem Guten leidet keinen Aufschub, behauptete er. Auch zeigte er sich als einen Gegner jener Philosophen, welche es für ein Uebungsmittel der Tugend halten, junge Leute Zwang und Mühseligkeiten verschiedener Art ertragen zu lassen; wie es denn welche giebt, die ihren Schülern Fesseln anlegen, Andere, die

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0052.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)