Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einst Ulysses, an diesen Sirenen vorüber segeln, und sich nicht aus Mangel an Selbstvertrauen die Hände an den Mast festbinden lassen, und die Ohren mit Wachs verstopfen, sondern frei und mit recht keckem Stolze ihnen zuhören.

20. Hier lernt man die Weisheit hochachten, wo man sie im Gegensatze mit solcher Thorheit findet, hier die Glücksgüter gering schätzen, wo man, wie auf der Bühne in einem aus den mannigfaltigsten Personen zusammengesetzten Drama, bald den gewesenen Sklaven als Herrn, bald den Reichen als Bettler, wiederum den Bettler als Satrapen oder König herauskommen, und aus Freunden Feinde, aus Günstlingen Flüchtlinge werden sieht. Denn das ist das Thörichteste, daß, während die Glücksgöttin des Spieles mit allen menschlichen Dingen überwiesen und geständig ist, daß deren keines von Dauer sey, dennoch Leute, welche tägliche Zeugen dieses Spieles sind, nach Geld und Herrschaft dürsten, und sich mit einer Menge vergeblicher Hoffnungen tragen.

21. Ich sagte vorhin, die Dinge, welche hier vorgehen, geben bisweilen reichlichen Stoff zum Lachen und zu ergötzlicher Unterhaltung. Ich will dir Beispiele geben. Wie lächerlich werden nicht eben jene reichen Gecken, wenn sie ihren Purpur zur Schau tragen, ihre Ringe in die Augen spielen lassen, und eine Menge ähnlicher Abgeschmacktheiten begehen? So haben zum Beispiel Einige die ungereimte Sitte, die Begegnenden auf der Straße blos durch einen Bedienten grüßen zu lassen, indem sie sich einbilden, die Leute müßten hoch zufrieden seyn, wenn sie auch nur mit einem Blicke angesehen werden. Andere, die noch vornehmer thun, erwarten Kniebeugungen, und zwar nicht nur aus einiger Entfernung, wie

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0048.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)