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Griechenland zu machen gedenke, so kam er denn recht ins Sprechen hinein, öffnete mir sein ganzes Herz, und, o Freund! er bezauberte mich so mit dem süßen Nectar seiner Rede, daß der Sirenen (wenn es je welche gab), der Nachtigallen, und des Homerischen Lotus[1] Zauberkraft mit jenen göttlich tönenden Worten nicht in Vergleichung kam.

4. Denn er ward auf das Lob der Philosophie geführt, wie sie die wahre Freiheit gewähre, und zeigte mir das Verächtliche der Dinge, welche die Menge für Güter hält, einer glänzenden äußern Lage, des Ranges, der Herrschergewalt, der Ehrenstellen, des Goldes und Purpurs, und aller der Dinge, die in den Augen der gewöhnlichen Menschen, und bisher auch in den Meinigen, so wichtig sind. Allem diesem öffnete ich mein Gemüth und faßte es mit gespannter Aufmerksamkeit auf; aber ich kann dir nicht beschreiben, wie mir ward, und wie wunderbare Empfindungen in meinem Innern wechselten. Bald betrübte es mich, zu hören, wie das, was mein Liebstes gewesen, Pracht, Geld, Ruhm, in seiner Nichtigkeit dargestellt ward, und ich hätte weinen mögen, wie ich es so zu Boden getreten sah: bald kamen mir dieselben Dinge wieder geringfügig und verächtlich vor, und ich war so froh, als ob ich mein bisheriges


  1. Odyss. IX, 94. ff.:

    Wer des Lotos Gewächs nun kostete, süßer denn Honig,
    Solcher dachte nicht mehr der Verkündigung oder der Heimkehr,
    Sondern sie trachteten dort in der Lotophagen Gesellschaft
    Lotos pflückend zu bleiben, und abzusagen der Heimath.
     Voß.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0038.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)