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andern Kunst den Vorzug zu geben; nimm also den Jungen da zu dir, und mach’ einen geschickten Steinmetzen und Bildhauer aus ihm: er wird es wohl werden; denn an Anlagen fehlt es ihm auch dazu nicht, wie du selbst weißt.“ Und nun erinnerte mein Vater zum Beweise an Wachsbildchen, die ich zum Zeitvertreibe gemacht hatte. Denn so oft ich von meinen Lehrern loskommen konnte, kratzte ich allenthalben Wachs zusammen, und formte Ochsen, Pferde, und, Gott verzeihe mir’s, sogar Menschen daraus, und recht artig, wie mein Vater meinte. Was mir also von meinen Lehrern manche Schläge eingetragen, das galt jetzt für einen löblichen Beweis meiner guten Anlage. Und so gründeten Alle auf jene Bildnerei die besten Hoffnungen, daß ich in kurzem die ganze Kunst inne haben wurde.

3. Sobald man also einen angemessenen Tag ausgemacht zu haben glaubte, mich den Anfang machen zu lassen, ward ich meinem Oheim übergeben, und, aufrichtig gestanden, ich war damit nicht eben unzufrieden. Denn ich stellte es mir, als etwas sehr lustiges, womit ich mich gegen, meine Kameraden breit machen könnte, vor, wenn sie sehen würden, wie ich Götter mache und allerhand kleine Bildchen für mich und für diejenigen unter ihnen, welchen ich wohlwollte. Inzwischen gab mir mein Oheim, wie es bei Anfängern gebräuchlich ist, einen Meißel mit dem Befehle in die Hand, eine vor mir liegende Steinplatte ganz vorsichtig damit, zu reiben, indem er noch das alte Sprüchwort hinzufügte: „Frisch gewagt ist halb gethan.“ Allein unerfahren, wie ich war, drückte ich zu stark drauf los, und die Platte zerbrach. Der Oheim griff im Zorne nach einer in der

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0020.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)