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So glücklich und blühend aber jenes Zeitalter in mancher Beziehung war, so litt es gleichwohl an eigenthümlichen und sehr wichtigen Gebrechen. Eben jene Gunst, welche gebildete Regenten, wie Hadrian und Mark-Aurel, den Wissenschaften und insbesondere der Philosophie schenkten, machte, daß sich viele Unwürdige herzudrängten, welche unter der Philosophenmaske die niedrigsten Absichten verbergend, die Wissenschaft zum blosen Erwerbsmittel herabwürdigten, und so ihren Verfall und ihre Verachtung herbeiführten. Es wimmelte ferner in jener Zeit von dem windichten Geschlechte der Sophisten oder Schönredner, welche mittelst dialektisch-rhetorischer Kunstgriffe in schimmernden Declamationen mit der Wahrheit ihr leichtfertiges Spiel trieben. Dazu kam, daß der religiöse Volksglaube gerade damals, als sich die alten Institute zum Untergange neigten, je ferner er jener Periode künstlerisch schaffender Phantasie stand, welche ihm das Daseyn gegeben, und je mehr durch die Vereinigung der verschiedensten Nationen in Einen Staatskörper, ein Gemengsel der mannigfaltigsten Vorstellungen, Sagen und Gebräuche entstanden war, desto mehr seine Inconsequenz und innere Unhaltbarkeit an den Tag legte. Zwar hieng die Masse des Volks noch an den alten Sagen und äußern götterdienstlichen

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August Friedrich Pauly (Übersetzer): Lucian’s Werke. Erstes Bändchen. Stuttgart 1827, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)