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Christi verkündigender Engel. Auf den Stufen vor dem Grabsteine sitzen drei Wächter, von denen zwei in tiefen Schlaf versunken sind. Ueber diese merkwürdige, polychrome Gruppe sagt Professor Lübke[1]: „Als ein ganz vorzügliches Werk ist das Grab Christi zu nennen, eine gediegene Steinarbeit von neun, beinahe lebensgroßen Figuren. Der Leichnam Christi liegt ausgestreckt in der offenen Tumba, die Hände gekreuzt, der Körper vom Bahrtuch in großen Falten umhüllt, die nackten Füße mit naturalistischem Verständniß detaillirt. Der Kopf hat etwas schwere, ausdruckslose Formen, den gleichzeitigen Nürnberger Christus-Gestalten verwandt. Die schlafenden Wächter umgeben in naiv charakteristischen Stellungen hockend das Grab. Die Körper und ihre Bewegungen, durch die Kettenpanzer nicht gehemmt, sind mit Verständniß behandelt, aber mehr leicht andeutend, als fein ausgeführt. Der eine ist in tiefen Schlaf versunken, den Kopf ganz auf die Brust geneigt und gegen die Knie vorgebeugt, wo die zusammengelegten Hände auch ihrerseits einen Ruhepunkt gefunden haben. Der zweite stützt den Ellenbogen auf das Knie und den Kopf in die Hand; der dritte lehnt zwischen Wachen und Schlafen in fein empfundener Bewegung den Kopf an seine Armbrust. Dies Alles ist voll Naturwahrheit, aber mit weiser


  1. Geschichte der Plastik S. 400.