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des von Schreyer gestifteten, gegenwärtig in einer der Capellen des Chorumganges aufgestellten Altares dieses Heiligen. An seiner Stelle ist der neu bemalte frühere Hochaltar, welcher, als der Cultus, den ihm fehlenden Tabernakel verlangte[1] aus dem Hochchor entfernt und hierher versetzt wurde. Nach dem Urtheile des Professor Lübke gehört dieser den Stammbaum Christi enthaltene Altarschrein zu Schwabens schönsten Schnitzwerken vom Ende des 15ten Jahrhunderts[2].

Was die architektonische Verzierung betrifft, so macht sich die gothische Verfallzeit daran kenntlich, und die Vermuthung liegt nahe, daß dieser Altar, als er noch im Chore stand, durch den Fall der Thürme beschädigt und später renovirt worden sei. Als charakteristische Merkmale der Spätgothik findet man eine runde Umrahmung der Hauptgruppen, die „Frauenschuh“ genannte Form nebst pflanzenartig sich herabneigenden Fialen in der Umfassung und Krönung des


  1. Gibertus, Bischof von Verona (1524-43) ist der Schöpfer des Gedankens, den Tabernakel mit dem Altare zu verbinden, der es auch durchführte in der ganzen Diöcese Verona, und da er einen außergewöhnlichen Einfluß ausübte, wie z. B. auf dem Concil zu Trient, so mag seine Autorität die Ursache der jetzigen Praxis betreffs der Tabernakel geworden sein. (Laib und Schwarz, Studien über die Geschichte des christlichen Altars 1857. S. 72.
  2. Dr. W. Lübke, Geschichte der Plastik 1863, S. 535.