Seite:Lorent Johannis-Kirche und Kirche des hl. Kreuzes in Schwäbisch-Gmünd.pdf/23

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist diesen ähnlich, aber viel breiter und ohne deutsches Band, im Uebrigen mit demselben Laubfriese und denselben Bogenfüllungen versehen. Auf der Mittelschiffwand sind einige originelle Reliefs: in südlicher Richtung ein geschwänzter Teufel, der einem Manne die Nase aus dem Gesichte reißt; die Kopfbedeckung des letzteren besteht aus einer spitzen Mütze, wie sie, mindestens seit dem zwölften Jahrhundert, das Abzeichen der Juden war[1].

Die Tradition erzählt, es sei dieser Mißhandelte der Baumeister der Kirche, an dem der Teufel die Operation vorgenommen, weil er das Gebäude nicht in der versprochenen Zeit hergestellt habe. Nach einer andern, in einer alten Chronik enthaltenen Erklärung hätte die Herzogin Agnes den Baumeister gefragt, ob er wohl Steine genug zum Baue habe; es müßten lauter trockene Steine dazu genommen werden. Darauf soll der Meister gesagt haben, der Teufel solle ihm die Nase wegreißen, wenn nur ein Stein fehle. Als das Jahr darauf der Bau fertig war, fehlte der Schlußstein am Westgiebel, wo heute noch ein ganz anderer Stein zu sehen ist. Während des Baues fiel der Meister herab und beschädigte die Nase. Daher kommt die Sage, daß ihm der Teufel die Nase abgerissen. Ein Geselle hat dem Meister zum Spott, den Teufel und


  1. H. Otte kirchliche Kunst-Archäologie 1868 S. 864.