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untergebracht war, das zweite einen schreibtisch. Es war dieselbe nische in der wand: ein druck auf einen knopf und wie bei einem tabernakel dreht sich, je nach bedarf, durch elektrischen strom getrieben das werk um.

Aber eine solche anordnung verlangt mehr, als die technik hervorbringen kann. Sie verlangt menschen, die sich vor dem kochen nicht fürchten. Wir, die wir alle ein gelindes grauen vor dem kochen empfinden, ein gefühl, das bauern, engländer und amerikaner nicht besitzen, wundern uns, daß heute in den hotels speiseräume entstehen, in denen vor den speisenden gästen gekocht wird. Rostraum hießen diese räume während des krieges, grillroom heißen sie jetzt wieder. Aber der einfache siedler wird ihn wohnküche oder kochzimmer nennen und wird es so nobel haben wie ein englischer lord. Oder so ordinär wie ein österreichischer bauer.

Wer siedeln will, muß umlernen. Das städtische zinshauswohnen müssen wir vergessen. Wenn wir aufs land wollen, müssen wir beim bauern in die schule gehen und sehen, wie ers macht. Wir müssen wohnen lernen.

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Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/389&oldid=- (Version vom 1.8.2018)