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ihm sagte, daß ein mann, der eine prothese trägt, ein geck ist. Damit ist gesagt, daß in Amerika nur der ein monokel trägt, der es braucht. Die vielen gut sehenden menschen, die ein fensterglas im auge tragen – das hauptkontingent stellen die deutschen –, haben das monokel in verruf gebracht. Was im hirn solcher menschen vorgeht, ist mir rätselhaft. Wer aber ein monokel braucht, soll es tragen, welchem beruf immer er angehört. Vor dreißig jahren gehörte in New York einer der bekanntesten anglikanischen geistlichen zu den monokelträgern. Auch frauen, besonders ältere frauen, tragen dort monokel.

Ich bin auf beiden augen weitsichtig und trage ein monokel zum lesen außerhalb des hauses. Der weitsichtige leidet sehr darunter, daß er, wenn er den blick von seiner zeitung hebt, mit dem glas vor dem auge einfach blind ist. Er ist daher gezwungen, das glas abzunehmen. Ich habe gefunden, daß dies am einfachsten mit dem monokel geschieht.

Daß bei uns so viele laffen mit einem monokel herum rennen, ist mir gleich. Es steht jedem frei, mich für einen zu halten. Für was die leute mich angesehen haben, als ich in dieser woche auf einen streifwagen sprang, um schneller nach Hietzing oder Döbling zu kommen, weiß ich ja auch nicht. Das scheint hier jedenfalls verpönt zu sein, denn mir schien, daß ich der einzige war, der es tat.


Frage: Stadtpelz?

Antwort: Nun, man trägt ihn, wenn man ihn hat und wenn es genügend kalt ist. Aber man wird dafür sorge tragen, daß man auch einen gewöhnlichen winterrock (chesterfield) besitzt. Aus sparsamkeit. Denn man wird

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Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/376&oldid=- (Version vom 1.8.2018)