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Frage: Wie hat ein sportanzug beschaffen zu sein?

Antwort: Die frage ist zu allgemein, und sie müßten mir den sport angeben, den sie meinen. Aber einen großen fehler, der in Wien begangen wird, will ich bei dieser gelegenheit festnageln. Der größte teil der sporte, die wir betreiben, verlangt freie knie. Anders als der reitsport, bei dem sich das knie in ruhe befindet. Für den reitsport, und nur für diesen, dienen die reithosen, riding breeches. Diese breeches haben daher enge knie. Nun ist es ein wahnsinn, in riding breeches fußsport, also golf, jagd, touristik, skilaufen etc. zu betreiben. Man braucht dazu keine riding breeches, sondern knickerbockers. Kurze hosen, die fest unter dem knie schließen, aber das knie frei lassen und ziemlich tief über das knie herab fallen (die richtige länge kann durch die angabe ermittelt werden, daß die hose, bevor sie unter dem knie befestigt wird, fast so lang wie eine lange hose sein soll). Aber die nur auf dem Semmering möglichen gestalten in „breeches“ (ein wort, das ohne die verbindung mit reiten in England unmöglich ist und allein nur in einer vulgären redewendung vorkommt) würden sich in der Schweiz lächerlich machen.


Frage: Lange hose, kurze hose?

Antwort: Die lange hose ist eine reithose. Werther trug noch das original, eine anliegende hose, die von den fesseln entlang bis zur halben wade eng geknöpft war. Darüber stulpstiefel. Kleine knaben trugen damals keine stiefel, sondern halbschuhe, die hose war wie unsere heutige lange hose geschnitten.

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/359&oldid=- (Version vom 1.8.2018)