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MEINE BAUSCHULE
(1913)

Es gibt kein größeres unglück, als zur untätigkeit verdammt zu sein.

Als ich vor fünfzehn jahren an professor Josef Hoffmann die bitte richtete, das sitzungszimmer Secession, einen raum, den ja sowieso niemand zu sehen bekommt und auf dessen ausstattung nur einige hundert kronen verwendet werden sollten, einrichten zu dürfen, wurde mir das rundweg abgeschlagen.

Als mir durch vermittlung Wilhe1m Exners gestattet wurde, im schneidermeisterkurse des technologischen museums vorträge zu halten, mußte ich diese auf veranlassung des damaligen sekretärs hofrat Adolf Vetter sofort einstellen.

Dieses zweite erlebnis war das schmerzlichere. Ich fühlte, daß ich meinen mitmenschen nicht nur durch das beispiel, sondern auch durch meine lehre etwas geben könne. Und der schmerz wurde zur qual, als ich es erleben mußte, daß meine beispiele, die nach und nach doch durch einige öffentliche arbeiten an das tageslicht kamen, von meinen künstlerischen gegnern in eine falsche lehre umgemünzt wurden.

Ein lichtstrahl in meinem leben! Einige Wagnerschüler, meiner meinung nach die besten, ersuchten mich, für die verwaiste lehrkanzel Otto Wagners zu kandidieren.

Selbstverständlich war ich von der erfolglosigkeit eines solchen beginnens überzeugt. Aber das vertrauen unserer besten jugend gab mir die kraft, meine eigene schule ins leben zu rufen.

Und so entstand die Adolf Loos-bauschule.

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/324&oldid=- (Version vom 1.8.2018)