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meister keine vorbilder hinterlassen können. Auch nicht für elektrische beleuchtungskörper. Stünden sie aber aus ihren gräbern auf, sie würden die lösung schon finden. Nicht im sinne der sogenannten modernen. Auch nicht im sinne der alttuenden tapezierer, die die porzellankerzen mit glühbirnen auf alte kerzenhälter stecken. Sondern neu, modern und ganz anders, als es sich diese beiden feindlichen lager denken.

Es wurde versucht. Es wurde versucht, das haus in einklang mit der kaiserlichen burg, dem platz und der stadt zu bringen. Wenn dieser versuch gelingt, dann wird man es mit dank vergelten, daß ein starres gesetz mit feinem künstlerischen takt eine wahrhaft freisinnige auslegung fand.


Eine zuschrift


Jedes wort, das zum preise unserer alten stadt, zur rettung unseres verlorengehenden stadtbildes zu lesen ist, findet sicher bei mir stärkeren widerhall als bei manchem anderen. Daß aber ich, gerade ich mich eines verbrechens an diesem alten stadtbild schuldig gemacht haben sollte, dieser vorwurf trifft mich härter, als mancher glauben würde. Hatte ich doch das haus so entworfen, daß es sich möglichst in den platz einfügen sollte. Der stil der kirche, welche das pendant zu diesem bau bildet, war für mich richtunggebend. Nicht, um licht und luft abzuwehren, wählte ich die fensterform, sondern um – was eine berechtigte forderung unserer zeit ist – beides zu vermehren. Die fenster sind nicht zweiflügelig, sondern dreiflügelig, und gehen vom fensterbrett bis zur decke. Echten marmor wählte ich, weil mir jede imitation zuwider ist, und den putzbau hielt ich so einfach wie möglich,

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Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/301&oldid=- (Version vom 1.8.2018)