des stiles unserer zeit. Diese ziele sind ein ziel. Denn wer im stile unserer zeit arbeitet, arbeitet gut. Und wer nicht im stile unserer zeit arbeitet, arbeitet schlampig und schlecht. Und das ist recht so. Denn schlechte form – so nenne ich die, die nicht dem stile unserer zeit gemäß ist, – wirkt versöhnlich, wenn man das gefühl hat, daß sie doch bald hin wird. Wenn aber der schund für die ewigkeit gearbeitet wird, dann wirkt er doppelt unästhetisch.
Der bund will dinge, die nicht im stile unserer zeit sind, für die ewigkeit arbeiten. Das ist schlecht. Aber Muthesius sagt auch, daß durch das zusammenarbeiten im deutschen werkbund der stil unserer zeit gefunden werden soll.
Das ist unnötige arbeit. Den stil unserer zeit haben wir ja. Wir haben ihn überall dort, wo der künstler, also das mitglied jenes bundes, bisher seine nase noch nicht hineingesteckt hat. Vor zehn jahren gingen diese künstler auf neue eroberungen aus und versuchten, nachdem sie schon die tischlerei heruntergebracht hatten, sich der schneiderei zu bemächtigen. Die mitglieder des damals noch nicht bestehenden bundes gehörten der Secession an, trugen gehröcke in schottischen stoffen mit samtaufschlägen und steckten ein stück pappendeckel in den stehumlegkragen – marke „ver sacrum“ –, das, mit schwarzer seide überzogen, die illusion einer dreimal um den hals gebundenen krawatte erweckte. Mit einigen kräftigen aufsätzen[H 1] über diese fragen trieb ich die herren aus der schneider- und schusterwerkstatt und rettete auch andere noch nicht von den „künstlern“ verseuchte gewerbe vor der unerbetenen invasion. Der schneidermeister, der sich diesen kultur- und kunstbestrebungen so
Anmerkungen (H)
- ↑ [457] siehe die aufsätze über die jubiläums-ausstellung von 1898 in diesem bande.
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/273&oldid=- (Version vom 1.8.2018)