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verkroch, die unbenutzbar waren, in bierkrügel, aus denen man nicht trinken, in schusterhämmer, mit denen man nicht stifte einschlagen konnte. Der moderne mensch hat das mittel, seine überschüssigkeiten los zu werden. Einmal wachte ich fröhlich auf. Mir hatte geträumt, das ganze kopenhagener getier sei toll geworden und müsse dem kopenhagener vasenmeister übergeben werden.

Manche leute sagen mir nach, daß ich geschmack besitze. Wenn man einmal in diesen ruf kommt, wird man gerne von den leuten bei ihren einkäufen mitgenommen. So bat mich eine dame, mit ihr in die Secession zu gehen, um ihr bei einem einkauf zu helfen. Zimmerschmuck. Geld spielte keine rolle. Aber groß durfte es nicht sein. Ich riet zu einem kleinen marmorblock von Rodin. Ein herrliches antlitz entrang sich mühsam dem stein. Die dame besah das stück von allen seiten. Sie wurde verlegen. Dann sagte sie: wozu dient das? Nun war es an mir, verlegen zu werden. Das merkte sie, und sie sagte: Sehen sie, herr Loos, sie sind immer so gegen Gurschner und die andern. Aber bei denen weiß ich doch, was sie wollen. Kann ich an diesem stein streichhölzer anzünden? Und wenn schon! Wo soll ich sie hinlegen? Kann ich eine kerze daranstecken? Wo ist die vorrichtung dafür? Kann ich asche daran abstreifen?

Wie sagte ich doch vorhin? Prostituierer der kunst!

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Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/259&oldid=- (Version vom 1.8.2018)