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Unsere konkurrenzen


Wir werden während des erscheinens dieses blattes wettbewerbe veranstalten.

Diese wettbewerbe sind nicht für künstler. Sie sind nur für den fabrikanten und für den handwerker.

Vom arbeitenden, schaffenden menschen allein erwarte ich eine gesundung der gewerblichen verhältnisse, eine hebung der kultur und des geschmackes.

Euch männern der werkstatt kann niemand anderer helfen, als ihr selber.

Ihr seid verschüchtert, habt keinen mut und keine kraft, seid zu lange unter der vormundschaft der architekten und zeichner gestanden.

Eine solche konkurrenz wird euch zeigen, wie viel geschmack und erfindungskraft in euren werkstätten steckt. Blickt nicht rückwärts oder seitwärts, weder in vergangene jahrhunderte noch auf die entwürfe der künstler. Ihr meister, gehilfen und lehrjungen, blickt in euch selber.

Die erste konkurrenz ist für tischler bestimmt. Die vornehmsten aristokratischen kreise Wiens werden eure arbeit begutachten. Für die sollt ihr arbeiten.

Es wäre eine müßige frage, zu untersuchen, ob der aristokrat mehr geschmack hat als der bürger. Wir stehen einfach vor der tatsache, daß der friseurgehilfe in der wahl seines anzuges von dem bestreben geleitet sein wird, für einen grafen gehalten zu werden, während ich noch nie einen grafen bestrebt sah, für einen friseurgehilfen angesehen zu werden.

Dieser allen menschen gemeinsame zug hat zur folge

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/241&oldid=- (Version vom 1.8.2018)