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Ich könne doch nicht verlangen, daß das blatt alle abonnenten verliere. Aber einen bürstenabzug bekam ich. Folgende stelle kam darin vor: „Zu den unannehmlichkeiten des wiener restaurantlebens gehört auch die tatsache, daß man sich die speisen nicht nachsalzen kann. Salzlöffel gibt es nicht. Und dadurch nimmt das gasthaussalz nach und nach den geschmack und die farbe der ganzen speisekarte an.“ Das gab ich einem zu lesen, von dem ich erst dadurch erfuhr, wie nötig er mein blatt hat. Er sagte nämlich: „Das ist auch eine schweinerei. Alle fahren mit dem messer, auf dem sich noch die speisereste befinden, in das salz. Ich lecke das messer immer ab, bevor ich mir nachsalze.“

Man sieht, hier steht ansicht gegen ansicht.

Vielleicht verbinden sich die beiden herren, einigen sich und geben ein blatt zur einführung österreichischer kultur in England heraus. Das ist kein grotesker gedanke. Der wiener modeklub versucht das schon jahr für jahr und wird bei diesem bestreben nicht vom gelächter, sondern von den sympathien aller guten österreicher begleitet.


Was wir sehen und hören


Wir erwarten nach könig Eduard den deutschen kaiser und den zar. Und wieder wird die verstaubte Biseniusdekoration aus den städtischen lagerhäusern herausgeholt. Wäre es da nicht angebracht, einen künstler, etwa der Secession, damit zu betrauen? Denn das können sie. Durch einige jahre haben sie auf ihren ausstellungen mit den einfachsten, billigsten mitteln das problem der mobilen dekoration auf das beste gelöst. Und wenn den herren im rathause die leute der Secession zu gefährlich erscheinen,

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/230&oldid=- (Version vom 1.8.2018)