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billiges geld sattessen können. Und um 5 cents können sie schlafen und bekommen gratis noch ein bad dazu.

Der trieb, geld zu verdienen, ist unter den kindern des proletariats einmal da. Unterdrücken können ihn die gesetzgeber nicht. Aber in richtige bahnen können sie ihn lenken. Verbietet man den jungen das öffentliche feilbieten unserer presseerzeugnisse, so werden sie sich am geheimen feilbieten der planeten schadlos halten. Planeten sollten von der zensur unterdrückt werden. Sollten! Denn sie verbreiten dummheit. Aber sprechen sie mal mit dem finanzminister. Der würde sich dagegen verwahren, daß die beste animiermethode für die lottokollekturen verboten würde.

Die ärzte sagen, daß lues in der kindheit lange nicht so gefährlich sei wie im reiferen alter. Und die psychologen sagen, daß die masturbation zu zweien lange nicht so schädlich auf den charakter wirkt wie die allein. Ich glaube fast, das proletariat ist auf alle fälle besser daran – – –


Was man uns verkauft


In dieser rubrik will ich versuchen, mein publikum zu kennern zu erziehen. Die erzeuger guter waren werden mein beginnen segnen, die erzeuger von schundwaren werden mir fluchen. Was nutzt es, wenn der anständige erzeuger, der seine ehre dareinsetzt, das beste material zu verarbeiten und die bestgezahlten arbeitskräfte zu verwenden, was nutzt es ihm, wenn seine erzeugnisse nicht verstanden werden? Der stete hinweis des publikums, daß man „dasselbe“ bei X. um den halben preis bekomme, muß auf die dauer demoralisierend wirken.

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)