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Wenn der Schlauch an die Wasserleitung gedreht wurde und ein dünner, feiner Kunstregen über Fels und See fiel, verschwand Quaaks. Aber die fünf Laubfrösche, die mit Vorliebe in den Rhododendronblüten saßen, weil sie das so gut kleidete, erhuben ein vergnügtes Gemecker über die kleine Erfrischung und fingen sofort an, fröhlich herumzuklettern. Dem Teich aber blieben sie fern.

Im zweiten Herbst verschwand Quaaks abermals unbekannten Aufenthalts. Im Frühling war er wieder da, schwarz, mager und steifbeinig vor Rheumatismus. Aber bald erholte er sich und quakte uns allerlei vor, und rundherum sahen die Leute aus den Fenstern und sagten: „Das ist ja beinahe so, als wäre es ein Frosch!“

Im vergangenen Frühling passierte Quaaks etwas sehr Unangenehmes. Zwei junge Leute aus England warfen Froschlaich in den Teich. Einige Tage später waren mehr Kaulquappen als Wasser drin. Quaaks schüttelte sich vor Ekel, denn sowie er ein Bad nehmen wollte, hingen hundert von diesen Wimmeltieren an ihm.

In seiner Not wandte er sich an die beiden Welse, die ihm halfen, so gut sie konnten. Sie schluckten und schluckten, bis sie bald platzten, und setzten Speck an, wie vierstöckige Hausbesitzer. Ein Glück war es, daß die Kaulquappen sich bald zu Fröschen verpuppten, sonst hätten die Welse nach Karlsbad gemußt.

Nun nahte der Tag der Rache für Quaaks. Es waren keine seinesgleichen, die jungen Frösche, Proleten waren es, Feld-, Wald- und Wiesenfrösche, und er fraß jeden Tag ein Dutzend von ihnen, und Sonntags, wenn er mehr Zeit hatte, anderthalb. In den ersten Tagen hatte der Garten dem Lande Ägypten zur Zeit des frommen und geschäftsklugen Sepps geähnelt, das der Herr mit Fröschen schlug; in zwei Wochen waren noch zwanzig Fröschchen da, in drei

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)