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Unvermögensfalle einem Tage Haft, verboten ist, wie deutlich auf den Warnungstafeln zu lesen ist.

In dieser Beziehung sind die Nacktschnecken gräßliche Tiere; sonst aber sind sie reizend, wenigstens in meinen schönen blauen Augen. Sie haben mir zwei Jahre schweren Kummers erspart, zwei verregnete Sommer, in denen es wenig Käfer und gar keine Schmetterlinge gab, und da ich nicht Skat spiele, wäre ich übel daran gewesen, hätte es keine Nacktschnecken gegeben, denn in Ermangelung von etwas Besserem warf ich mich sozusagen auf sie, wurde ein bedeutender Malakozoologe, machte mehrere hübsche Entdeckungen und bin diesen guten Tieren deshalb auf Lebenszeit sehr verpflichtet.

Freilich, diese Art hier, die jetzt schon bei meinem linken Absatze angelangt ist und sich entrüstet und mit eingezogenen Riechern abwendet, weil ihr der Geruch des braunen Schuhcremes unangenehm ist, hat mich eine Zeit lang schwer geärgert, und mir, wenn auch nicht durch ihre eigene Schuld, einmal tiefen Kummer bereitet. Dieses handlange, hausknechtsdaumendicke, schwarze, plumpe Tier ist nämlich die gemeine Wegschnecke, gemein insofern, als sie überall zu finden ist, obschon ihr Charakter auch nicht der Tücke entbehrt. Sie heißt mit dem wissenschaftlichen Namen Arion empiricorum. Warum, das weiß nur der gute André Etienne Juste Pascal Joseph Francois d’Audebard Baron de Ferussac, der 1836 in das Land gegangen ist, wo es wahrscheinlich keine Nacktschnecken gibt. Ob er das Tierchen nun wegen seiner Kleinbahngeschwindigkeit aus Ulk nach dem mythischen Rosse Areion so nannte, auf dem sich Adrastos von Theben rettete, oder ob er es, weil es grundsätzlich nicht singt, nach dem großen Lesbier so taufte, das weiß nur er allein, desgleichen, weshalb er es mit der nüchternen Lehre der Empiriker in Verbindung brachte.

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)