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so ist anzunehmen, daß Kürchen dieses Mal noch ohne schwere Schädigung seiner Gesundheit davonkommt.

Leider hatte bei diesem Vorfall niemand auf die Beute geachtet, und so fand man außer einigen im Grase herumzappelnden Stecherlingen nichts davon wieder und mußte die Teiche noch einmal abfischen, fand auch einigermaßen Ersatz, machte sogar noch einen ungeahnten Fang, indem man ein Tier erwischte, das bisher noch unbekannt war. Es war fast zollgroß, braun, platt wie Papier, hatte hinten einen langen Stachel und vorn zwei furchtbare Fangarme. Die Mädchen erklärten es für eine gepreßte Ohrzange, Heinrich Fricke aber meinte, es müsse wohl ein Wasserskorpion sein. Als er es genauer untersuchte, mußte er erfahren, daß die Wissenschaft nicht immer gefahrlos ist, denn er wurde von der Bestie derartig in den Finger gezwickt, daß er sie mit einem Wutgebrüll von dannen schleuderte, worüber Kürchen, den er vorhin ausgelacht hatte, sehr erfreut war.

Diese beiden schmerzlichen Erfahrungen ließen es allen für angebracht erscheinen, für die Folge die größte Vorsicht zu wahren. Der ursprüngliche Plan, Stiefel und Strümpfe auszuziehen, die Hosen aufzukrempeln und in den großen Teich hineinzuwaten, wurde aufgegeben; denn wenn schon die kleinen Gewässer gefährliche Biester beherbergten, um wie viel schlimmere konnten in dem großen See sein. Aadje Schlöber wollte ja einen Hecht durch das Wasser haben schießen sehen, der sicher fast so lang wie die Vietsbohnenstange war.

Trotzdem man also die Mitte des großen Wasserbeckens nicht erforschen konnte, so ergab doch schon die Randfischerei sehr viel Gutes. Die Theorie, daß die Größe der Tiere eines Wasserbeckens zu dem Umfang desselben in einem bestimmten Verhältnis stehe, bestätigte sich glänzend. Es wurden Kaulquappen gefangen, fast so groß wie Mäuse, und einige davon hatten sogar richtige Hinterbeine. In edlem Opfermut beschloß

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)