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Er lacht lustig über den kleinen Vorfall und ruft, den Hut ziehend, einen lauten Gruß über die Straße.

Der alte Herr grüßt mürrisch wieder, als wollte er sagen: „Wieder einer, der mich anpumpen will!“ Aber der junge Mann ist schon bei ihm. „Kennen mich wohl nicht mehr, Verehrtester? Ist schon bald ein Jahr her, daß wir uns sahen. Lenz ist mein Name. Schönes Wetter heute, was? Fein, diese Sonne, nicht? Bißchen ins Holz bummeln? Schönchen, komme mit!“

So ziehen denn die beiden los, der alte Herr mit brummigem Gesicht, der andere aufgeräumt und lachend. Jedem Mädchen, das ihnen begegnet, sieht er unter den Hut und macht ihm süße Augen, und jedes Mädchen bekommt einen roten Kopf und denkt an den, an den es am meisten denkt, nur ein bißchen nachdrücklicher als sonst. Auch die Spatzen sieht der hübsche junge Mann an und die erheben dann sofort ihr Gefieder, fliegen auf die nächste beste Dachrinne und beginnen auf ihre Art die Ankunft besserer Zeiten zu verkünden.

„Weiß der Deubel,“ knurrt sein Begleiter durch seinen eisgrauen Bart, „wo die Pinndöppe mit einem Male alle hergekommen sind.“ Mit schiefem Blicke sieht er an einem Haufen Jungens und Mädchens vorbei, die alle einen bunten Pinndopp vor sich herjagen. „Eben erst ist mir so ein Ding gegen meine dicke Zehe geflogen. Diesen Unfug müßte die Polizei verbieten.“

“Wo die Pinndöppe hergekommen sind?“ antwortet freundlich der junge Herr; „das kann Ihnen niemand besser sage als meine Kleinwenigkeit. Ich habe gestern einigen Jungens welche geschenkt. Ich ging gerade durch eine enge, muffige Straße und sah die bunten Dinger in einem engen, muffigen Laden. Ich kaufte den ganzen Vorrat und verteilte ihn. Das war um dreiviertel zehn Uhr. Um zwei Uhr nachmittags waren alle Straßen voller Pinndöppe.“

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)