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rieche den frischen Schweiß nicht mehr gern. Es ist damit genau so, wie mit der Liebe. Vorher stellt man sich ganz albern an, und hinterher wundert man sich, daß man das getan hat. Herrchen geht es mit der Jagd ebenso. Wenn der Bock vor ihm auf der Decke liegt, macht er ein Gesicht, als wolle er sagen: „Schade, daß ich nicht mehr auf ihn waidwerken kann.“ Ich glaube, in der Liebe geht es ihm nicht anders. Das Leben ist mangelhaft, sowohl für die Hunde, wie für die Menschen.

11. „Ein Mensch möchte ich aber auf keinen Fall sein. Was müssen die sich quälen um Wohnung und Nahrung und Kleidung, und um diese blödsinnigen Einrichtungen, die sie Familie und Gesellschaft und Staat nennen. Oft sitzt Herrchen eine Woche lang täglich zehn bis zwölf Stunden am Schreibtisch und läßt die Feder piepen, ißt wenig und viel zu schnell, raucht zu viel, schläft schlecht, und sieht aus, als wenn er die Staupe oder Hundewürmer hat. Aber warum hat er eine so große Wohnung nötig, und anderthalbdutzend Anzüge, und die vielen Stiefel und Schuhe und Hemden und Halsbinden und was sonst noch dazu gehört, will er von Seinesgleichen nicht fortgebissen werden! Ich an seiner Stelle würde in der Jagdbude wohnen, einen einzigen Anzug haben und wenn ich es allein nicht aushalten kann, abends nach dem Dorfe gehen, wo es Mädchen genug gibt. Vor allem sollte er das Denken und Schreiben lassen; dabei kommt nichts vernünftiges heraus. Außerdem ist es eine Arbeit, die sich für einen Mann von Rasse nicht paßt.

12. „Ich bekomme es immer mit der Bellsucht, sehe ich einen Hund einen Wagen ziehen. Es ist mir ebenso eklich, als wenn ich sehe, wie Herrchen da sitzt und kritzelt oder liest. Und dann kommen womöglich Damen und Herrchen, er macht einen krummen Rücken und küßt oder schüttelt ihnen die Hand. Und wofür? Um nix! Na ja, ich wedele ja auch, sehe ich eine hübsche junge Teckelhündin; aber ich habe dann

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)