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hielt, nicht leiden könne und sie immer ankläffe und anknurre oder sogar anfletsche. Hinterher hieß es dann: „Battermann hat recht gehabt; der Kerl ist ein schlechter Mensch.“ Ja, warum beroch er ihn nicht! Aber wenn man den ganzen Tag Zigarren raucht, gepfefferte Speisen ißt und Bier oder womöglich gar Grog trinkt, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Geruchsnerven entarten.

6. „Sage mir, wie jemand riecht, und ich sage dir, was er wert ist. Das ist mein Hauptlehrsatz. Es gibt Hunde, elegante Hunde, die jede Woche gewaschen und gekämmt werden, die silberne Halsbänder tragen und Ehrenpreise bekommen haben, und dennoch Proleten sind. Da ist ein Tropfen Blut hineingekommen, der den ganzen Adel verdirbt. Und es gibt Fixköter, ruppig, struppig, schlecht gehalten, mangelhaft genährt, voll von Flöhen, womöglich räudig, und sie haben mehr inneren Anstand und ein besseres Auftreten, als irgend so ein Zwergpinsch mit Toykopf oder so wie Krepirle von Zwergspaniel. Auch Doggen oder Kollies, angeblich rasserein, und mit Stammbäumen erster Klasse, können ganz minderwertige, feige oder hinterlistige Lümmel sein. Denn Adel ist oft eine rein persönliche Eigenschaft.

7. „So zum Beispiel hat kein Spitz Adel, und wenn er einen Stammbaum von hier bis dahin hat. Jeder Spitz hat vom fünften Jahre Asthma, und wer Asthma hat, kann unmöglich Anspruch auf Adel haben. Alle Spitze sind fett, faul und feige, oder mager, faul und feige. Ich glaube garnicht, daß es richtige Hunde sind. Ich muß jeden Spitz beißen, gerade als ob er ein Fuchs oder eine Katze wäre. Ich kümmere mich grundsätzlich um keinen Eckstein, an dem sich ein Spitz verewigt hat, und selbst wenn ich noch so zärtlich veranlagt bin, mit Spitzinnen gebe ich mich nicht ab. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber ich kann es einfach nicht. Ihr Geruch ist mir zuwider, ihr Haar, ihr Benehmen. Ich habe nichts mit ihnen gemein. Meinem Freunde Heck, einem

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)