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sich für einen anständigen Menschen nicht paßt. Ich habe ihm das tägliche Ausgehen an- und das Radfahren abgewöhnt. Sobald es drei Uhr ist und er steht nicht vom Schreibtische auf, steige ich von meinem Stuhle und gehe ganz lahm und krumm, als litte ich an trägem Darme, zu ihm hin, und blicke ihn solange an, bis er aufsteht. Hilft das noch nichts, so gehe ich ganz müde zurück und stöhne, als ob mir sehr schlecht wäre. Dann dauert es nicht lange, und er setzt den Hut auf und tut, was ich will.

4. „Um alles in der Welt, kann ich es nicht vertragen, wenn Herrchen mich an die Strippe nimmt. Ich laufe dann voran und ziehe, bis ihm der Arm lahm wird und er mich schnallt. Auf diese Weise habe ich ihm das sehr schnell abgewöhnt. Jagen wir beide aber, und er nimmt mich an den Schweißriemen, so bleibe ich hübsch zurück und laufe nicht vor und ziehe, denn sonst könnte er am Ende falsch werden und mich zu Hause lassen, und das wäre mein Tod. Früher ging er manchmal allein zur Jagd. Wenn er dann nach Hause kam, muckte ich mit ihm, sagte nicht guten Abend, hielt meine Rute still und fraß solange nichts, bis er es mit der Angst bekam und mich mit zur Jagd nahm, und dann war ich sofort gesund. Man muß es nur verstehen, mit den Menschen umzugehen, und man setzt alles bei ihnen durch; denn eigentlich sind sie recht unbegabt.

5. „Das ist ja auch gar kein Wunder, ist doch der wichtigste Sinn, die Nase, ganz bei ihnen verkümmert. Herrchens Nase ist noch nicht so verkümmert, wie die der meisten anderen Menschen. Er braucht nur in einen Fuchsbau hineinzuriechen und er weiß, ob der befahren ist oder nicht. Aber alle Augenblicke erlebt er an einem Menschen eine Täuschung und das kommt nur daher, weil er sich auf seine Augen und Ohren verläßt, und nicht daran denkt, die Leute, mit denen er zu tun hat, gründlich zu beschnüffeln. Ich habe es gehört, wie er darüber sprach, daß ich manche Leute, die er für nett

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)