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Gescheide, das Fleisch Wildbret; ein Dreiläufer ist nicht etwa ein Hase mit drei Beinen, sondern einer, der zu drei Vierteln ausgewachsen ist.

Das Blut heißt Schweiß und hat einmal zu einem historisch beglaubigten Mißverständnis geführt. Eine hohe fürstliche Person schoß einmal bei einer Treibjagd auf einen Hasen, der so wenig devot war, daß er kein Schrot annahm. „Schweißt er?“ fragte der hohe Schütze. „Wenn er so am Laufen bleibt,“ meinte ein Treiber, „dann soll er wohl bald schwitzen!“

Der Hase findet nicht nur in der Küche, sondern fast ebenso viel bei der Herstellung von Sprichwörtern Verwendung. Ein Hasenfuß und ein Bangehase ist ein Mensch, der nach dem Vorbilde des Hasen das Hasenpanier ergreift, in der Vorsicht den besseren Teil der Tapferkeit erblickt und seinem Gegner dadurch, daß er einige Kilometer zwischen sich und ihn legt, die Möglichkeit zur Begehung leichterer und schwererer Realinjurien raubt. Der Spruch: „Viele Hunde sind des Hasen Tod“ ist ebenso bekannt wie die Redensart: „Da liegt der Hase im Pfeffer!“

Hasenpfeffer ist übrigens eins von den Dingen, die dem doppelten Kopfe des Janus gleichen. Es gibt Hausfrauen, die ihr Lebenlang in dem Wahne sind, man könne aus ein- und demselben Hasen ein gutes Pfeffer und einen schönen Braten herstellen; das ist eine der größten Verirrungen des Menschengeistes. Nein, ent- oder -weder; ein Mittelding gibt es nicht. Die Rippen, die Blätter, den Kopf, das Herz mit einer kilometerlangen Sauce bis an die Barrieren der Unmöglichkeit aufzubauschen und damit einem Mann, sechs Kindern und dem Dienstmädchen ein Mittagessen vorzugaukeln, das ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen in idealer Konkurrenz mit einem schweren Nötigungsversuch durch Ausnutzung der Wehrlosigkeit der betroffenen Personen.

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)