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ihrer erfreuen, aber nicht, damit wir sie nun auf Herz und Nieren prüfen und Rechenschaft von ihr verlangen, warum dieses so und das so ist. Hier und da tut sie uns ja den Gefallen und erlaubt uns etwas Topfguckerei, aber ihr Kochbuch gibt sie schon nicht her; so dumm ist sie nicht. Denken Sie bloß dieses Unglück, wenn wir hinter alle ihre Geheimnisse kämen! Fünf Minuten nachher würden wir uns elend bei ihr mopsen. So, wie es ist, stehen wir uns bedeutend besser, können je noch Veranlagung und Neigung in tiefsinnigen Versen allerlei aus ihr heraus- oder in sie hineingeheimnissen und uns symbolistisch benehmen, oder ihr mit Geduld und Spezialstudium irgend einen kleinen Kniff abluchsen und dadurch unser Selbstbewußtsein aus einen höheren Pegelstand bringen oder auch nur, wie heute, im erhebenden Bewußtsein, durch keine kalten wissenschaftlichen Kenntnisse belastet, so dahinzuschlendern, uns an den letzten goldenen Blättern der Birke, an dem leuchtenden Kupferrot der Jungbuchen, an dem bronzefarbigen Braun des Eichenlaubes, an der purpurnen Färbung des Hartriegels und an alle den frechen und schüchternen Tinten und Tönen erfreuen, mit denen sich die Blätter der Bäume und Büsche angetan haben.

Mögen die Gedanken, die wir uns darüber machen, und die Theorien, die wir darüber aufstellen, auch wenig Beweiskraft für die strenge Wissenschaft und ihre noch strengeren Priester haben, das stört uns das Vergnügen sehr wenig, es macht uns Spaß, wir freuen uns an ihnen, wie wir uns freuen am bunthinwirbelnden Fallaub.

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)