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Mücken nicht wären? Und stechen tun nur die Weibchen, die Männchen nicht, weil die keine Eier zu legen brauchen, und so zeigt sich wieder die absolute Zweckmäßigkeit der Natur.“

„Die Hühner legen auch Eier,“ wandte ich schüchtern ein, „sie stechen aber nicht; wie erklären Sie das?“ Er verzichtete darauf und lenkte meine Aufmerksamkeit auf einige kleine Trichter in dem grauen Bleisande: „Darin sitzt die Larve des Ameisenlöwen. Sie baut sich diesen Trichter und frißt die Ameisen, die da hineinfallen. Das ist doch wieder überaus zweckmäßig?“

Da ich mit Erbitterung bemerkte, daß seine Zigarre sich wieder ihrem kurzen Ende zuneigte, stimmte ich nicht ohne weiteres bei, sondern meinte: „Es wäre doch viel einfacher, wenn die Larve es so machte, wie Mohammed es tat, als der Berg es nicht tun wollte. Ich fände das zweckmäßiger und einfacher.“

Meyer antwortete nicht, sondern fuhr mit der Hand durch die Atmosphäre und zeigte mir auf ihrer Innenfläche ein schwarzes Ding, das dünn und lang war und alle Augenblicke in die Höhe schnellte und ebenso oft wieder auf Meyers Handfläche zurückfiel. „Ein Schnellkäfer ist es, ein Elater. Die Natur hat ihm die Gabe verliehen, sich empor zu schnellen, damit er dadurch seinen Feinden, die dieser Vorgang verblüfft, entgehen kann“ belehrte er mich, und dann warf er den Käfer auf den Weg. Dort hopste das Insekt so lange herum, bis eine Kohlmeise darauf aufmerksam wurde, es ergriff und verzehrte, was Meyer als mit seinen Ausführungen wenig übereinstimmend mißbilligte.

Eine Eidechse, die über den Weg lief, brachte ihn aber wieder auf frohe Gedanken. Er griff zu, erwischte sie beim Schwanze, dieser brach ab, und das um die Hälfte verkürzte Reptil verschwand in den Bickbeerbüschen, während das Schwänzchen in Meyers Hand zurückblieb und sich so aufgeregt

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)