Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/99

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Da steckten nun wohl an zwanzig Köpfe auf dem Schloßthore, von welchen jeder einst gedacht hatte, er habe Kopf genug seinen Kopf zu retten.

Da nun aber so viele die Köpfe verloren hatten, ließen sich die Andern dadurch ein klein Bißchen warnen, und fand sich lange Zeit Keiner, der um die Prinzeßin anhielt, blos weil er auf seinen Kopf ein wenig hielt.

Es hatte aber ein Königssohn schon lange um die Prinzeßin wollen werben, sein Vater aber litt es nicht, denn er fürchtete, es möchte der Prinz den Kopf auch verlieren, wie so viele andere Prinzen, die auch Leute von Kopf waren. Da wurde derselbe Prinz nun aus Sehnsucht krank, und kränker und immer kränker und verwelkte wie eine Blume, die ein böser Wurm im Herzen anfraß. Die Aerzte sagten, es stehe ihm nicht zu helfen, wenn ihn der König nicht reisen ließ.

Also hatte der König keine Wahl; hier gewißer Todt; dort doch ungewißer. „Zieh hin, sagte er; vielleicht bist du glücklich!“

Als der Sohn nun seinen Willen hatte, ward er alsbald gesund, und zog hin.

Auf der Reise kam er in einen Wald, da fand er einen Mann, der lag auf der Erde und war so gewaltig dick, daß er in der Ferne wie ein Berghügel aussahe.

„Wie bist du so ungeheuer dick worden?“ fragte der Prinz.

„Ich dick? erwiederte der Mann; jetzt bin ich ja gar nicht dick und bin ganz zusammen gefallen, denn ich habe heut erst sechs Backofen voll Brodt und 2 Stückfaß Wein gehabt, da ist mir ganz miserabel zu Muthe; aber wenn ich mich so recht auseinander thue, da bin ich dreitausendmal dicker. Ich heiße auch der Dicke.