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Nun konnte die Prinzeßin kein Wort mehr widerreden, und fürchtete sich auch vor dem Schneider, der so schwere Dinge vollbracht hatte, und meinte, er möge wohl mehr können als Brodt eßen. Das aber war wahr und wahrhaftig wahr.

Als sie nun mit dem Schneider zur Trauung fuhr, kam der Bär wüthend dem Wagen nachgelaufen, denn sein Wärter hatte ihn wieder los gemacht. Die Prinzeßin hörte ihn schnauben und sagte in großer Angst: „Nun wird er uns Alle umbringen. Aber der Schneider war flink; stellte sich auf den Kopf und streckte die Beine zum Fenster heraus, und rief dem Bär zu: „Kennst du den Schraubstock? Wart, du sollst wieder hinein; ich will dir die Nägel verschneiden!“

Der Bär gerieth in Angst und lief eilends zurück, denn er dachte, es sei der Schraubestock.

Und also ward nun das Schneiderleinelchen der Gemahl der weisen und schönen Prinzeßin.

Da war es ein Leben!




12. Die sechs Diener.

Eine alte Königin hatte ein großes Reich und eine schöne Tochter, welche die schönste war auf der ganzen Welt, und freieten große Könige und Prinzen um dieselbe. Aber die Königin war eine sehr böse und sehr mächtige Zauberin, und wenn ein Freier kam, mußte er einen großen Eid thun, was ihm die Königin aufgäbe, das wolle er vollbringen, oder seinen Kopf hergeben.