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„Schwer ists gar nicht, sagte der Schneider, wenn man den rechten Verstand dazu hat. Siehst du! hier mit der Linken leg ich die Finger auf und mit der Rechten streich ich auf, dann geht es lustig: Hopsa; juchhei! vivallallera!“

Damit strich der Schneider auf, so wundersam lustig, daß dem Bären das Herz im Leibe hüpfte und knackte.

„Hör! sagte der Bär; das Geigen ist gar zu hübsch. Willst du es mich lehren, so könnt ich mir selbst aufgeigen und dazu tanzen, so oft ich wollte.“

„Lehren will ichs dich wohl, sagte der Schneider; aber laß einmal deine Pratzen besehn, wie es mit den Nägeln steht, ob die nicht zu lang sind?“

Und als der Schneider die Nägel besehen hatte, sagte er, sie wären viel zu lang, er wolle sie ihm abschneiden, dann ging es noch eins so leicht.

Da holte der Schneider den Schraubstock und der Bär mußte seine Pratzen drein legen, die schraubte der Schneider so fest, daß der Bär sich nicht rühren konnte und große Schmerzen erlitt.

Aber der Schneider sagte: „nun warte, bis mir Jemand eine Scheere bringt, dann will ich dir die Nägel verschneiden.“

Damit legte er sich in einen Winkel aufs Stroh, und schlief sanft und fest, der Bär aber brummte erbärmlich.

Die Prinzeßin hörte das Brummen und dachte, jetzt habe der Bär seine rechte Lust und Freude am Schneider, und zerwalke ihn, bis ihm der Athem ausginge, und meinte, nun sei sie den erbärmlichen Freiersmann los.

Aber, als man am andern Morgen nachsahe, war derselbige munter und frisch, wie eine Karausche.