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Räuberhauptmann machen; er hatte aber keine große Lust dazu, sondern wollte sein Glück noch versuchen und sich in der Welt umsehen, damit er nachher von seinen Fahrten und Thaten zu Hause erzählen könnte.

Also wurde der Däumerling Hausknecht in einem Wirthshause, das an der Straße lag. Aber die Mägde konnten ihn bald nicht leiden, weil er Alles sahe, ohne daß sie ihn sahen, und gab sie denn auch wohl an. Da wollten sie ihm auch einen Schabernack anthun und eine Magd raffte ihn einmal, gleichsam als sähe sie ihn nicht, mit einem Korbe Grummt zusammen, und legte das Grummt den Kühen vor. Da wurde er mit dem Grummt verschluckt und steckte in der Kuh.

Am andern Morgen wurde die Kuh geschlachtet, denn sie war sehr fett. Er rief zwar: „Ich bin drinnen; bin drinnen!“ aber unter dem Gelärm der Leute hörte es Keiner.

Als nun die Kuh in ihre Theile zerhackt wurde, hatte er rechte Noth sich vor den Hackbeilen zu retten; aber die Noth wurde noch viel größer, als ein Stück von dem Rindfleisch zerstampft wurde, um davon mit Schweinefleisch Schlackwurst zu machen. Er schrie und schrie, bis er heiser war, aber vor dem Stampfen und Getöse hörte es kein Mensch, und er wurde mit in den Wurstdarm gefüllt und in die Feuereße zum Räuchern mit aufgehängt. Hätt er nicht in der Wurst Wurst zu eßen gehabt, so wäre er vor Hunger gestorben; so aber ging es noch gut ab. Er hatte sich eine Höhlung in der Wurst gefreßen und machte dann sich mit seinem Schwerdt ein Loch in die[1] Schale, und marschirte nach Hause, weil er sahe, wie übel es in der Welt herging.

Unterwegs, als er ein wenig ausruhte und hinter einer Scheune eingeschlafen war, pickt ihn ein Sperling in den Arm. Da erwachte


  1. Verbeßerungen S. 471: st. Loch in der l. Loch in die