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Einstmals gingen sie auch in den Wald, aber die Erdbeeren waren schon selten. Da mußten sie tiefer und immer tiefer hinein, und wußten nun bald nicht mehr, wo sie waren und konnten sich gar nicht zurecht finden.

Als es nun schon Abend geworden war, da hatten sie entsetzliche Angst und gewaltigen Hunger. Aber da fanden sie auf einmal auf einem grünen Platze ein artiges Häuschen, und als sie hinkamen, da war das Häuschen von Brodteig gebacken und das Dach war von Kuchen und die Fenster von weißem Kandiszucker, und die Fensterrahmen von Marzipan.

Die hungrigen Kinder fragten nicht lange, wem das Häuschen gehöre und ob sie auch davon eßen dürften, sondern weil es sie hungerte, so brachen sie vom Häuschen ab, was losging und aßen. Aber das hätte können übel ablaufen. Indem sie nämlich eben Jedes noch eine Kandisfensterscheibe losbrechen, wars drinnen als säng es mit feiner Stimme:

„Knasper, knusper Kneischen;
was knaspert an mein’m Häuschen?“

Da erschracken die Kinder, ließen die Scheiben fallen und wollten davon laufen. Aber es trat ein altes kleines Mütterchen aus der Thür, die war ganz zusammengeschrumpft und sagte gar freundlich: „Ach! Ihr armen Kinderchen; Ihr habt Euch gewiß verirrt; da kommt nur herein, Ihr sollts gut haben.“

Als sie nun drinnen waren, gab ihnen die Alte Nüße und Aepfel, Milch und Reißbrei und auch schönen Wein dazu. Da wurden die Kinder recht froh und dann auch recht müde. Die Alte aber hatte schon zwei weiche Bettchen bereitet, darein legten sie sich und schliefen recht süß.

Die Alte aber war eine böse Hexe, die den Kindern sehr nachstellte,