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nichts fragen. Aber um des Vaters Schmerz kümmerten sie sich wenig, und unter sich sagten sie: „Was heult denn der Vater nur um die dumme Gans? An der ist ja gar nichts gelegen. Wenn sie auch Mordi frißt, was machts denn?“ Und wenn der Vater ihnen klagte, wie unglücklich er sei, warfen sie ihm vor, er sei ja selbst Schuld daran, weil er die Rose für sein Herzblättchen durchaus habe abbrechen müßen.

Der Vater hätte diese Häßlichen aus dem Hause stoßen sollen, aber er war viel zu gütig und sanft. Doch klagte er den harten Herzen sein Leid nicht mehr, sondern nur noch dem treuen Jusuf, der mit ihm weinte.

Sumi, die sich von Besenstielchen hatte erzählen laßen, wie es ihm bei Mordi ergangen war, gewöhnte sich bald an Herr Mordi und fürchtete sich nicht vor ihm, und Herr Mordi war so gut gegen sie, und merkte auf Alles, was ihr Freude konnte machen. Das artige Misekätzchen war immer bei ihr, half ihr beim Anziehen, ging mit ihr in den Garten, haschte ihr schöne Vögel, biß sie aber nicht, sondern brachte sie der Herrin, welche die Vögelein besahe und nach ein Paar Augenblicken wieder frei ließ; die Pudelhunde aber und die Affen thaten gern und gleich, was Sumi nur wünschte, und brachten und trugen wieder fort, wie sie es verlangte.

Da hätte Sumi wohl können glücklich und froh sein, aber den Vater konnte sie ja nimmer vergeßen, das machte sie dann traurig, und an Mordi konnte sie sich auch nicht gewöhnen. Ja! sie war ihm im Herzen wohl gut, weil er so liebreich und sanft war, aber seine Gestalt war gar zu widrig und abschreckend, und wenn er sie zuweilen recht flehend bat, ihn nur ein wenig, ein ganz klein wenig zu streicheln, da überliefs ihr die Haut und sie vermocht es nicht.