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darin sitzen, liegen und stehen, denn darin herumzugehen, das ging nicht wohl an.

Eine schöne Jungfrau kam einmal zu dem Eisenofen, die war schon im Walde neun Tage umhergeirrt, und wußte nicht, wie sie sich wieder sollte nach Hause finden. Sie war einmal Erdbeeren suchen in den Wald gegangen, da war sie immer tiefer hineingekommen, da hatte sie den Rückweg gesucht und nicht können finden, und zuletzt war ein Bär gekommen, der hatte sich hoch aufgerichtet und hatte sie brummend mit aufgesperrten Rachen umarmen wollen. Da war sie eilends davon gelaufen und hatte sich elend den Hunger gestillt. Das arme Kind! bald war es aus Angst gelaufen und aus Müdigkeit der Angst eingeschlafen; bald hatte es sich hingesetzt und konnte kaum aufstehen, stand aber doch wieder auf; bald weinte es und sagte, es ist doch nirgends so hübsch, als wenn man bei seinen lieben Aeltern und Geschwistern ist, und bald wollt es verzweifeln und wünschte, der garstige rauche Bär wäre nur wieder da und fräße es auf, da wäre es doch aller Noth und Quaal los. So kam es mit Angst und Thränen und müde und abgezehrt zum Eisenofen und sahe nicht ein Bißchen mehr hübsch aus.

Als sich die Jungfrau beim Eisenofen befand, fragte es sie: „Wo kommst du her, liebes Mädchen? und wo willst du denn hin, liebes Mädchen? und wer bist du denn, liebes Mädchen?“

Sie dankte dem lieben Gott, daß sie nur wieder eine Menschensprache hörte und bekümmerte sich wenig darum, wer sie denn eigentlich fragte, und antwortete und klagte all ihr Leid und ihren Jammer, und daß sie den Weg nach Hause nun nicht zurück finden könne, zu Vater und Mutter und zu Geschwistern hin.