Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/440

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und gegen das Volk so freigebig, wenn es nicht darum ist, die Augen der Leute zu bestechen und ihre Herzen zu gewinnen, um einst den Vater vom Throne zu stürzen. Und was hätte er auch sonst nöthig seinen Aufenthalt zu verbergen? Zuverläßig ist er in der Nähe, um sogleich den nächsten günstigen Augenblick zu ergreifen. Seine Pferde und Leute sind ja so frisch, wenn er ankommt, als ob er einen Spatzierritt gemacht hätte. – Und wer weiß denn, ob ihm nicht noch die Entscheidung des Königs über den Besitz der Prinzeßin Nurunnihar so grollend im Herzen sitzt, als sei ihm großes Unrecht geschehen!“

Unser indischer König wollte seinen tief und weitsehenden Vezieren anfangs das Ohr nicht leihen. Er liebte seinen Sohn und fühlte, daß er von diesem geliebt wurde; aber die Veziere wußten wohl, daß man durch öftere Wiederholungen einen Verdacht am Ende zur Gewißheit erheben kann. – Der König fing an zu glauben, daß seine Krone wackelnd werde, und wurde nun mißtrauisch.

Die Zauberin wurde berufen und empfing ihre Aufträge. Sie spähete den Wegen des Prinzen nach, und da dieser in einer Gegend der Felsen verschwand, wo kein Mensch, weder zu Fuß noch zu Pferd einen Weg haben konnte, so schloß sie, daß er wohl einen Verkehr mit der Welt der Genien haben möchte. Dieß ward ihr um so gewißer, als sie längs der Felsen hinschlich, und weder eine Höhle noch sonst einen Eingang entdeckte, indem die eiserne Pforte nur denjenigen sichtbar war, welchen Paribanu wohlwollte.

Die Zauberin erhielt für diese erste Nachricht einen kostbaren Diamant und die Erlaubniß ganz nach eigenem Bedünken ferner zu verfahren.