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stummen Aerzte, der heulenden Frauen und des weinenden Vaters. Sie vergaßen alle zierlichen Höflichkeiten und Worte und blickten traurig auf die geliebte Kranke. Ahmed aber nahm den köstlichen Apfel und hielt ihr denselben dicht unter die Nase. Gleich darauf schlug Nurunnihar die Augen auf, rieb dieselben, sahe die Umstehenden an und wußte nicht, wie sie daher kamen, oder was sie nur wollten? Es war ihr, als ob sie von einem langen, recht erquickenden Schlafe erwacht sei.

„Willkommen, liebe Vettern, sagte sie zu den Prinzen, indem sie ihnen die Hand reichte. Es freut mich, daß Ihr gesund wieder von Eurer Reise zurück seid!“

Nachdem bei Allen die erste Freude vorüber war, kam bei dem Könige und den Prinzen das Leid nach; denn wer nun die Prinzeßin besitzen sollte, blieb jetzt eben so unentschieden als zuvor.

„Meine Söhne, sagte der Vater, ich bin in neuer und peinlicher Verlegenheit. An sich sind Eure drei außerordentlichen Dinge von ganz gleich unschätzbaren Werth, und zu der Rettung der Prinzeßin hat Jedes gleich viel beigetragen. Wäre das Rohr nicht gewesen, so hättet Ihr von der Krankheit Nurunnihars nichts gewußt; ohne den Teppich wärt Ihr nach ihrem Tode angekommen, und ohne den Apfel hätte sie nicht können genesen. Ruhet heute aus, vielleicht kommt guter Rath über Nacht.“

In der That war der auch über Nacht gekommen, und der König hatte ein leichtes Auskunftsmittel, gleichsam wie im Schlafe, gefunden.

Er ließ die Prinzen am andern Morgen mit Pfeil und Bogen auf die große meilenlange Aue kommen, die zur Reitbahn diente, und es wurde angenommen, derjenige solle der glückliche Besitzer der Angebeteten sein, deßen Pfeil am weitesten fliegen würde.